Fluchtende

Am Abend meines dritten Aufenthaltstages in Asuncion stand plötzlich mein Vater vor mir. Er war in der Pension! Also hatte mich Herr Barrasch doch verraten! Wahrscheinlich hatte er Vater ein Telegramm geschickt, dass ich bei Nacht und Nebel bei ihm eingetrudelt sei. Na, jedenfalls wollte ich ihm das niemals vergessen, dessen konnte er gewiss sein. Ich war sehr verbittert, aber es half alles nichts, ich musste nach Luque zurück. Der Traum war aus!

Vater schaute mich sehr böse an und wechselte kein Wort mit mir. Das war mir allerdings auch sehr gleichgültig. Er verabschiedete sich von Herrn Barrasch und bezahlte meine Zeche. Den Pensionsmenschen konnte ich nicht mehr leiden, und wäre ihm am liebsten an die Kehle gesprungen. Verdient hatte er es bestimmt.

Heute weiß ich aber, dass ich es an seiner Stelle genauso getan hätte. Er war sich bewusst, dass er mich bewusst einer Gefahr ausgesetzt hätte, und das wollte er nicht auf sich nehmen. Also, ich habe ihm verziehen!

Spät am Abend kamen wir in Luque an. Wir waren die einzigen Fahrgäste, die auf dem Bahnhof ausstiegen. Mein Vater hatte auch auf der ganzen Fahrt kein Wort mit mir gesprochen, und die ganze Umgebung war mir wie eine Verschwörung erschienen, die sich gegen mich gestellt hatte. Auf dem Nachhauseweg fröstelte ich ein wenig, denn die Nächte waren in Luque sehr kalt, aber dem wurde bald abgeholfen, denn ich fasste noch eine Tracht Prügel, die bestimmt für ein ganzes Jahr gereicht hätte.

Vater bearbeitete mich etliche Minuten lang mit seinem breiten Lederriemen, sodass ich das Gefühl hatte, auf einer heißen Herdplatte gesessen zu haben. Auf jeden Fall war mir die Lust zum Ausreißen für einige Zeit vergangen.


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